Roman Gregory (Foto: Norbert Novak)

Admiral Schneider

von Gastautor

Roman „Alkbottle“ Gregory verarbeitet in seinem Kommentar seine Bestimmung zum Angeln, erste Erfahrungen und hauptsächlich Misserfolge.

Es hatte alles verheißungsvoll begonnen. Meine Bestimmung, ein großer Angler zu werden, war mir nicht nur aufgrund meines Geburtstages im Tierkreiszeichen der Fische in die Wiege gelegt, sondern auch Dank der großen Leidenschaft meines Vaters in den Genen verankert. Als er 2002 just nach einem Angelausflug einem Herzinfarkt erlag, legte ich mir zur Trauerbewältigung eine Hündin zu.

Als die elf Jahre später verstarb, fiel mir durch Zufall kurz darauf die letzte Angelausrüstung meines Vaters in die Hände, die ich dann instinktiv in den Familienurlaub an die Adria mitnahm. Ich wähnte es wohl als Zeichen, denn genau an der Stelle, wo wir Minuten zuvor die Asche des Hundes tränenreich dem Meer übergaben, fing ich mit meinem ersten Auswurf nach über drei Jahrzehnten auf Anhieb einen zwei Kilo schweren Orada (Goldbrasse). Meiner Frau und meiner Tochter war klar: Sie werden mich von nun an seltener zu sehen bekommen.

All-in mit mäßigem Erfolg

Ich machte sofort den Angelschein, kaufte mir ein großes Schlauchboot mit Elektromotor, kiloweise Equipment und sicherte mir eine sauteure Generallizenz mit dem reichhaltigsten Gewässerangebot Ostösterreichs. So machte ich mich also gut 3–4× in der Woche, entweder auf den Weg an die Alte Donau und schleppte dort mein 150 kg schweres Boot ins Wasser und in der Nacht wieder zurück, oder fuhr in Summe tausende Kilometer an die Donau und die entlegensten Teiche im Waldviertel, um eine Demütigung nach der anderen zu erfahren. Denn alles was ich versuchte, führte zum Misserfolg. Auch wenn ich mit anderen Fischerkollegen ausrückte, war ich der einzige, der „Schneider“ ging, wie es der Fachmann auszudrücken weiß, so dass sie mir manchmal sogar ihren Beifang aus Mitleid schenkten.

Frustriert steuerte ich nach jeder Niederlage in einem Akt der Selbstbestrafung den nächstgelegenen Drive-In Schalter an und orderte dort ein „Dinner for one“, das „Admiral-Schneider-Menü“, einen FischMäc mit kleinen Pommes. Aus gesundheitlichen Gründen hab ich dann meine Lizenz im nächsten Jahr nicht verlängert, aber die Zeit wird noch kommen … OK, ich werde ein Lied darüber schreiben. Das kann ich.

ZUR PERSON
Roman Gregory
ist Musiker („Alkbottle“) und Moderator in Wien, veröffentlicht im März 2021 den Titel „Inzwischen Fischen“ auf seinem Solo-Album „Wödscheibm“.


Titelfoto: Norbert Novak