Angelreisen

Des Petrijüngers Urlaubsheil

von Redaktion

Nicht jeder Traum vom exotischen Angelurlaub kann in Erfüllung gehen. Doch ein wenig Schwärmen wird man ja trotzdem dürfen. Fisch Ahoi mit einem Überblick über die Welt der Angelurlaube.

Angeln wird immer mehr zum Volkssport, alleine in Deutschland greifen rund sechs Millionen Menschen regelmäßig zur Rute. Doch Reisewarnungen, Abstandsregeln und geschlossene Grenzen als Reaktion auf das Coronavirus haben die letzten beiden Jahre die gesamte Tourismusbranche erschüttert und machten auch vor den Angelurlaub-Veranstaltern nicht halt. Wo es reiselustige Petrijünger hinzog und welche Destinationen gemieden wurden, hing in den vergangen Jahren verstärkt von den COVID-Reisebestimmungen ab. Aktuell haben sich diese allerdings relativiert. Wir wagen einen Rundumblick in der Welt der Angelurlaube.

Lachsangeln in Schweden

Der leidenschaftliche Flussfischer Olaf Gehrloff betreibt im bayerischen Deggendorf das Unternehmen KING TOURS Angelreisen. Er liebt die Vielfältigkeit des Lachsangelns und die unberührte Natur in Alaska. Falls Angelurlaube nur innerhalb Europas in Frage kommen, empfiehlt er Lachsangeln im schwedischen Sundvall und die heimischen Gewässer im Voralpenland. Das Mittelmeer ist für ihn keine Option: „Es ist völlig überfischt, die Bestände werden Jahre benötigen, um sich zu erholen.“

Ein Trip nach Skandinavien oder nach Alaska zum Lachsangeln ist ein echtes Naturerlebnis. (Foto: Olaf Gehrloff – KING TOURS Angelreisen

Geheimtipps vom Weltenbummler: Lakkadiven und Oman

„Die Lakkadiven sind wie die Malediven ohne Luxusresorts“, schwärmt Robert Balkow. „Sie sind vom Tourismus nahezu komplett abgeschottet, man benötigt ein Sondervisum, um sie zu besuchen.“ Seit 2013 vertritt der Weltenbummler in Deutschland GetAway Tours, den skandinavischen Platzhirschen für Angelreisen. In Nicaragua schwang er etwa die Fliegenrute mitten in einem Dschungel gleich neben einem Indianerdorf. „Ursprünglicher geht es kaum, und in dem Gewässersystem hausen die wohl weltweit größten Tarpone.

Für Einsteiger in die Fischerei unter tropischer Sonne empfiehlt er hingegen einen Angelurlaub in Panama oder auf den Malediven. „Diese Destinationen sind von Europa aus gut zu erreichen und punkten mit Artenreichtum.“ Neu im Programm von GetAway Tours ist der Oman, der alle Angler-Stückerl spielt. „Egal, ob mit dem leichten Gerät auf Queenfish, verschiedene Trevally-Arten, Snapper, Amberjacks oder mit der schweren Popperrute auf die wohl weltweit größten Giant Trevallies – im Oman ist alles möglich“, resümiert Balkow.

Angelurlaub auf den Bodden geht immer

Falls exotische Fischerträume eher nur Schäume bleiben, hat er ebenfalls gute Tipps in seiner Region parat. Der Deutsche arbeitet auch als Guide beim Team Bodden-Angeln, das geführte Angeltouren auf der Ostsee und den Boddengewässern rund um die Insel Rügen anbietet. Ein Angelurlaub an der Ostsee und den Boddengewässern, wo Hechte, Barsche, Zander, Dorsche, Plattfische, Meerforellen und Lachse Fischerherzen höher schlagen lassen, sei eine gute Alternative und auch für Kurzbesuche zu empfehlen.

Austro-Fischer zieht es in den Norden und nach Kroatien

Bei österreichischen Fischern liegt Skandinavien voll im Trend. Die Kunden des oberösterreichischen Veranstalters Angel+Fischerreisen favorisieren die Klassiker Norwegen und Schweden, dazu gesellt sich der Newcomer Island. Für Geschäftsführerin Elisabeth Kepplinger ist das Gelbe Riff in Dänemark ein absolutes Eldorado für Hochseeangler: „Es ist schnell erreichbar und verspricht viel Fangerfolg.“ Fernreisen wie etwa nach Kenia seien gerade nicht so beliebt, weil „zu umständlich“ ergänzt sie. Bei Aqua Tours, ebenfalls ein Veranstalterin der Alpenrepublik, stehen beziehungsweise standen zu „normalen“ Reisebedingungen Angler-Reisen nach Finnland hoch im Kurs. Laut Gabriella Kiesenbauer, die das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Mann Franz führt, sind die finnischen Åland-Inseln sehr beliebt. Sie verfügen über eine abwechslungsreiche Schärenlandschaft und in den Gewässern gedeiht eine Vielzahl an Fischen.

Skandinavien – wie hier am Foto mit Zander in Schweden – ist für Angelreisen immer ein Eldorado. (Foto: Robert Balkow/GetAway Sea Angling)

Der zweite Dauerbrenner bei Angelurlauben von Aqua Tours ist Hochseefischen in einem Balkanstaat. „Zu Beginn war Kroatien ein Geheimtipp, mittlerweile lieben es meine Kunden. Von Wien aus kommt das Land zudem für Kurztrips in Frage. Auch die nichtangelnde Familie wird häufig mitgenommen, da die Umgebung sich hervorragend für Tagesausflüge und Strandurlaub eignet,“ so Kiesenbauer. Sie und ihr Mann planen, ab dem Jahr 2022 auch Montenegro (liegt neben Albanien und Serbien) mit ins Programm zu nehmen.

Durch die Angelurlaub-Flaute wächst die Fischpopulation

„Reisen wird nicht mehr selbstverständlich sein und wir werden es noch bewusster wahrnehmen. Es wird noch dauern, bis Angelreisen in exotische Länder wieder möglich sind, doch es gibt auch einen Vorteil. Die Fische, die wir jetzt nicht fangen können, wachsen unbehelligt weiter und werden größer,“ sagt Robert Balkow von GetAway Tours. Gabriella Kiesenbauer von Aqua Tours schlägt in die gleiche Kerbe: „So traurig die Coronakrise im Moment ist, sie hat auch etwas Gutes. Unsere Partner vor Ort haben uns berichtet, dass die Fischpopulation gewaltig zugenommen hat.“

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Mittel-Amerika ist wie immer ein Hotspot für Monsterfische, wie hier ein Riesenzackenbarsch („Goliath Grouper“). (Foto: Robert Balkow/GetAway Sea Angling)

Autor: Alexandra Gruber (Die Interviews wurden für den Fischer Trend Report 2021 geführt.)

Titelfoto: Abendstimmung bei der Insel Coiba in Panama (von Robert Balkow/GetAway Sea Angling)