Arno Bergler

Bilder im Kopf

von Gastautor

Eh nur ein Durchschnittsfisch? Nicht für Nash-Angler Arno Bergler. In seinem Kommentar vergleicht er die Wertigkeit vom Erlebnis mit der Kilo-Anzeige auf der Waage.

Nebel ist über Nacht eingefallen, ich kann kaum noch die Hand vor dem Gesicht erkennen, geschweige denn erahnen, wo ich mich gerade befinde. War das eigene Ufer jetzt links oder rechts, oder doch da vorne? Die Kopflampe verschlimmert die Situation nochmals, die Nebelwand blendet den Schein und reizt meine müden Augen. Der Fisch nimmt konstant Schnur, die Bremse tickt wie ein Uhrwerk, er hat Kraft und geht tief. Mit dem Boot folge ich ihm durch die weiße, undurchdringliche Wand. Ein wenig Unbehagen macht sich langsam in mir breit, wird aber vom einschießenden Adrenalin ungleich später wieder verjagt. Ich bin alleine am Fluss, der Nebel wird immer dichter, der Fisch denkt nicht ans Aufgeben. Das muss ein guter sein. Unzählige Gedanken schießen mir durch den Kopf, einer daraus manifestiert sich immer mehr zur peinigenden Folter: bitte lass den Haken gut sitzen!

Das tut er, langsam kommt der Fisch hoch, Luftblasen lassen erste Anzeichen von Kapitulation erahnen. Ich greife zum Kescher, mit Leichtigkeit gleitet eine beschuppte Flanke über den Rand hinein in den sicheren Hafen meines Keschers. Das wohlige Gefühl des Sieges kommt hoch, einer unserer Urinstinkte übernimmt das Kommando. Der Griff zur Kopflampe bestätigt mein Gefühl – das ist ein Guter! Geschätzte 17 Kilo Fluss-Schuppi, muskelbepackt und gezeichnet vom harten Leben in der Strömung.

Nicht mal mehr ein Durchschnittsfisch?

Ich höre schon den geneigten Leser denken, „was, nur 17 Kilo? Das ist doch nicht mal mehr ein Durchschnittsfisch!“ Tja, ich kann es niemandem übelnehmen, bei gefangenen Karpfen von mittlerweile über 40 oder sogar 50 Kilo. Da verkommt dieser Fluss-Geselle zum Zwerg. Kann, beziehungsweise darf man auch denken; jedoch definiert jeder für sich die Wertigkeit eines Fisches. Ein 17-Kilo-Schuppi aus einem kalten Fluss… für mich eine absolute Erfüllung. Ein 20-Kilo-Fisch aus einem überfüllten, gefütterten Gewässer mit Kollegen jenseits der 40-Kilo-Marke… auch gut. Kilo und Punkte verblassen irgendwann in unseren Erinnerungen, Bilder und Geschichten bleiben!

ZUR PERSON
Arno Bergler
angelt seit über 30Jahren spezialisiert auf Karpfen. Er ist für die englische Marke Kevin Nash im Vertrieb und Marketing tätig und betreibt in der Südsteiermark eine Wein- & Genussschule.