Selbstdarstellung auf Social Media, der neue Spirit of Carpfishing? Nicht wenn es nach Carphunter&Co-Inhaber Markus Rosenberger geht. Ein Kommentar.
Sicherlich hat jeder von uns eine etwas andere Vorstellung von seinem Hobby, aber in Summe haben ambitionierte Karpfenangler ähnliche Auffassungen vom „Spirit of Carpfishing“. Es ist unser Ansinnen, die schwersten und die schönsten Karpfen zu fangen. Der Fang wird dann meist vor der Kameralinse präsentiert. Im Anschluss wird der Dicke wieder in die Freiheit entlassen. Mindestens gleich wichtig ist uns das Erlebnis an sich und das Sein in der Natur. Wir scheuen keine Anstrengungen und Mühen, um unsere (Karpfen-)Träume in Erfüllung gehen zu lassen.
Denkt man genauer darüber nach, dann gibt es einige Punkte die man als Veränderung in der Karpfenszene notieren kann. Heutzutage beginnen mehr Jugendliche mit Boilies auf Karpfen zu fischen. Es wird bewusst ein Hobby gewählt, wo es nicht darum geht, Beute zu machen. Viel interessanter ist es geworden, auf „den Dicken“ zu angeln, der dann wieder frei gelassen wird. Aber warum? Ist es das Naturerlebnis oder das Gefühl von Freiheit? Oder stecken eher gesteigerte Selbstdarstellung und persönliche Profilierung in den Social Networks im Vordergrund? Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen, ob das nun negativ oder positiv ist. Vielmehr hat sich die Gesellschaft rasant digitalisiert. Und das innerhalb von nur wenigen Jahren.
Der Leistungsdruck statt Spirit of Carpfishing
Aber eine Frage drängt sich dennoch auf: Gleiten wir in ein komplett digitalisiertes Hobby ab? Wo es dann nur noch um Kilos und um den außergewöhnlichsten Shot geht? Dies ist für mich definitiv eine große Veränderung in den letzten zehn Jahren. Eben gerade durch die erweiterten Darstellungsmöglichkeiten steigt auch bei vielen Passionsgenossen der„Leistungsdruck“. Denn eigentlich ist es ja nur ein Hobby. Aber gerade durch das Unmittelbare von Facebook, Instagram und Co., wird man fast dazu angehalten, täglich außergewöhnliche Bilder und Erlebnisse zu posten. Ich versuche Handy und Notebook vom Angelplatz zu verbannen. Ich möchte mehr von der Natur sehen und diese bewusst wahrnehmen. Ist der „Geist des Karpfenangelns“ nicht mehr, als nur Kilos und dem perfekten Bild nachzujagen?
ZUR PERSON
Markus Rosenberger ist Inhaber des steirischen Carphunter & Co Shops. Zudem hat er das Forum Carphunter.at gegründet und damit die Karpfenangler-Szene maßgeblich geprägt.
Carphunter&Co Shop
Carphunter.at Forum
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Titelfoto: Markus Rosenberger