Anglerinnen

Angelerinnen gefragt

von Gastautor

In Österreich und Deutschland sind nur ein paar wenige Prozent der Angler weiblich. Initiativen rund um den Globus versuchen, mehr Anglerinnen ans Wasser zu bringen.

Es war eine Frau, die den Weg des Fliegenfischens erstmalig niederschrieb: Juliana Berners, Priorin des Benediktinerklosters in Sopwell (Irland). Oder Georgina Ballantine, die den britischen Rekordlachs fing (29 Kilo im Jahr 1922 am River Tay), Mary Orvis-Marbury publizierte im Jahr 1892 eines der bemerkenswertesten Bücher zum Fliegenbinden („Favorite Flies and Their Histories“), bekannteste Fliegenfischerin ihrer Zeit (1960er-Jahre) war Joan Salvato Cummings (geboren 1926 in New Jersey, USA). Um abzurunden, dass es niemals nur ein Gentlemen-Sport war, beschrieb 1887 der berühmte englische Autor Francis Francis in seinem Buch „Angling Reminscences“ den Part „Flyfishing for Ladies“. Aber nicht nur in der Geschichte gab es Damen, die sich einen guten Namen „geangelt“ haben.

Auch heute gibt es – mehr denn je – national und international bekannte Anglerinnen, die keinesfalls unerwähnt bleiben dürfen, wie zum Beispiel in Österreich Sabrina Zorn (am Titelfoto) und Sabine Hornacek; in Deutschland unteranderem Claudia Darga, Babs Kijewski; international zum Beispiel Glenda Powell (Irland), Marina Gibson (UK), Kathryn Maroun (Kanada).

Nach wie vor sind die Männer in der Überzahl. In Deutschland sind rund 93 Prozent der Angler Männer, der Anteil der Anglerinnen steigt ganz langsam. In Österreich ist der Anteil angelnder Frauen noch geringer als in Deutschland. Ein Rundruf unter den beiden größten Vereinen ergab: Bei der Österreichischen Fischereigesellschaft gegr. 1880 sind von 3.200 Mitgliedern 140 weiblich, was vier Prozent entspricht. Diese Zahl ändert sich seit Jahren kaum. Beim Verband der Österreichischen Arbeiter Fischerei Vereine (VÖAFV) liegt der Frauenanteil bei 3,9 Prozent. Anders in Schweden. Dort liegt laut dem Online-Portal schwedentipps.se/angeln der Frauenanteil bei 30 Prozent. Ähnliche Zahlen existieren auch für die USA. Allerdings sind hier genauere Angeben nicht möglich, da vielerorts keine Lizenzen benötigt werden.

Georgina Ballantine mit britischen Rekord-Lachs im Jahr 1922.

Fishing Ladies: Die Anglerinnen Österreichs

In Österreich gibt es unter dem Dach der Österreichischen Fischereigesellschaft die Initiative Fishing Ladies. Sie wurde im Jahr 2017 ins Leben gerufen, um Frauen zu motivieren, ans Wasser zu gehen. Im Vordergrund steht die Wichtigkeit, alleine oder eben aber gemeinsam diese Erholung auszuüben. Keine Scheu zu haben, als Nichtanglerin zur Anglerin zu werden. Fishing Ladies organisiert regelmäßige Treffen am Wasser und im Vereinslokal. Es wird versucht, alle Fragen rund um das Thema Fischen abzudecken und gemeinsam mit der Karpfen-, Spinn- und Fliegenrute dieses umzusetzen. Mittlerweile ist die Initiative zu einer aktiven Gruppe von rund 20 Damen gewachsen. Als finanziellen Anreiz gibt es 50 Prozent Rabatt auf fast alle Jahres- und Tageslizenzen. Mehr unter oefg1880.at/fishing-ladies

Irland mit staatlichem Programm für Anglerinnen

Im Jahr 2020 entstand in Irland ein staatliches Pilotprojekt namens Women Try Fishing Programme. Ziel von diesem Projekt ist es, Frauen die Möglichkeit zugeben, in entspannter und unterstützender Umgebung das Angeln auszuprobieren und zu erlernen. Die Idee dahinter ist, dass Frauen die kostenlose Unterstützung von Profis wie der Fliegenfischerin Glenda Powell erhalten und vollkommen wertfrei in die Welt der Angler hineinschnuppern können. So soll das Gewässer und die darin lebenden Tiere kennengelernt werden. Aber eben auch vom Alltag abzuschalten und die Natur dabei ohne Kind, Mann, etc. aus einem anderen Winkel zu betrachten. Mehr unter fisheriesireland.ie/women

Fazit

In Deutschland gibt es laut Recherchen des Fischer Trend Report keine Initiativen für Anglerinnen. In den USA hingegen gibt es sogar ein eigenes Magazin für fliegenfischende Frauen (dunmagazine.com). Frauen sind genauso wichtig für die Erhaltung unserer Natur und Gewässer. Es liegt auch in deren Wesen und dem ursprünglichen Wunsch, trotz der deutlichen Dominanz der digitalen Technologie, zur Natur zurückzukehren. Alexander Seggelke, Geschäftsführerdes DAFV (Deutscher Angelfischer-Verband) schreibt auf dessen Website: „In Zeiten, in denen Kühe lila und Fische eckig sind, haben Kinder und Jugendliche über das Angeln die Möglichkeit, realistische Vorstellungen über die Gewinnung von Nahrungsmitteln und deren Lebensraum zu erlangen.“ Es ist daher von äußerster Wichtigkeit, dass auch Frauen in weiterer Folge die Jugend beim Fischen an die Hand nehmen. Ob Frau, ob Mann, das Ziel sollte es sein, gemeinsam unsere Jugend wieder zu Mutter Natur zurückzuführen und für ein waidgerechtes Erhalten unserer Flüsse, Seen und Teiche zu sorgen.

Aus dem Archiv: Episoden über Anglerinnen am Fisch Ahoi Podcast

Autor: Romana Hani (Die Interviews wurden für den Fischer Trend Report 2021 geführt.)

Am Titelfoto: Sabrina Zorn (Foto: Stefan Tesch)