Fischgewässer in Österreich

Fischgewässer in Österreich und ihre Vermarktung

von Norbert Novak

Dass die Angelgeräteindustrie viel Geld für Werbung ausgibt, ist allseits bekannt. Aber wie werden eigentlich Fischgewässer in Österreich vermarktet? Mittlerweile dominieren hier moderne Medien wie Movies oder soziale Netzwerke. Aber auch die Mundpropaganda spielt nach wie vor eine wichtige Rolle.

Macht man sich über Fischgewässer in Österreich und ihre Vermarktung Gedanken, kommt man nicht an der Plattform „Abenteuer Fischwasser“ vorbei. Besucht man die entsprechende Webseite fischwasser.com, wird man von einem Video über die Faszination „Fliegenfischen am Tuxbach im Tiroler Zillertal“ begrüßt. Das Movie zeigt in Serie gefühlte 20 Drillszenen mit Bach- und Regenbogenforellen: Überlistet mit der Fliegenrute, gekeschert mit einem gummierten, elfenbeinfarbenen Unterfänger. Zurückgesetzt mit Liebe und einem „Daumen hoch“. Das Ganze eng verknüpft mit dem Tourismus. So werden eine Vielzahl an Kombipaketen von Unterkünften plus Angelmöglichkeiten angeboten. Mit einem gewissen Schwerpunkt auf den Westen Österreichs und einem eindeutigen Schwerpunkt auf Salmonidengewässer.

Lifestyle als Marketinginstrument

Besucht man die Webseite des steirischen Carp Centers und klickt auf „Unsere Gewässer“ leuchten einem äußerst stimmungsvoll Fotos der „R-Teiche“ entgegen. Eine der bekanntesten Fischgewässer in Österreich, wenn es um Karpfen geht. Unterstrichen wird die Bonität dieser Teiche durch ein ziemlich langes Video, wo englische Kollegen zu Besuch an R1, R2 & R3 sind und gewichtige Karpfen an Land ziehen. Einen nach dem anderen. Ein Engländer meint, er nehme die weite Reise nach Österreich in Kauf, um derartige Riesenfische mit epischen Proportionen zu fangen. Das Video zeigt das Leben der 24-Stunden-Fischer am Teich. Nahezu bis in die Schlafsäcke und das Kaffeehäferl wird hineingefilmt. Lifestyle gehört ja zum Ansitzfischen dazu wie das Boilie zum Carphunter.

Der Tock im Fokus

Das Anpreisen vom Raubfischangeln ist zumindest im Internet in fester Hand von Guides. Oft prangen dem Betrachter Fotos von urigen Gestalten mit langen Bärten und fetten Räubern entgegen. Nebst kapitalen Hechten zieren stramme Stachelritter wie Zander oder Barsche die Webgalerien und machen Lust auf den ersehnten Tock. Vorausgesetzt, man angelt mit Kunstködern. Neben den Fischen wecken auch Bilder von PS-starken Booten und krummen Ruten die Begierde der Betrachter. Insbesondere der Augenblick des Anbisses wird häufig geschickt in Szene gesetzt. Klar, dieser Bruchteil einer Sekunde bringt Nervenkitzel pur.

Große Hechte sind stets ein Hingucker für Raubfischangler. (Foto: StrikeLovers)

Krumme Ruten und „tight lines“

Wie werden nun die Emotionen von Anglern konkret angesprochen? Wie erwähnt, Anhieb- oder Drillszenen funktionieren natürlich immer. Welches Fischerherz bleibt ruhig, wenn sich die Rute krümmt und die Schnur pulsiert? Und Szenen unberührter Natur ziehen auch immer. Aber nicht immer. Viele Gewässer liegen entweder im urbanen Raum oder neben einer Autoschnellstraße. Diese Faktoren werden im Regelfall nicht verschwiegen. Klar, fast jeder bemüht vor der Auswahl eines Fischwassers einen Kartendienst im Internet und ist im Bilde, wie nahe das Gewässer von Häusern und Straßen entfernt ist.

Das Drumherum zum Angelrevier

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Betreuung von etwaigen Angelkunden. Elisabeth Feichter ist Fischereispezialistin bei den Österreichischen Bundesforsten im Forstbetrieb Steiermark und betreut in erster Linie Fliegenfischgewässer. Sie erhält häufig Anrufe von potenziellen Lizenznehmern. Feichter erläutert: „Anrufer wollen oft zusätzliche Infos zu Wasserstand, Wetter, Wirtshäusern und Unterkünften in Reviernähe, Parkmöglichkeiten und natürlich zu den nötigen Formalitäten, die man im Internet nicht bekommt.“ Eine ziemliche Hürde in der Steiermark stellt in diesem Zusammenhang die amtliche Gastfischerkarte dar. Jeder, der keine steiermärkische Fischerkarte besitzt, muss diese zusätzlich zur Lizenz kaufen. Gastkarten sind zwar sehr günstig und für drei Wochen gültig, jedoch auf einen Bezirk beschränkt. „Fische ich heute an der Salza und morgen an der Mürz, muss ich bei zwei Behörden eine Gastfischerkarte lösen“, so Elisabeth Feichter, die übrigens seit kurzem selbst die Fliegenrute schwingt. Noch so gute Betreuung wird in Einzelfällen von bürokratischen Barrieren konterkariert. „Wir führen Gespräche mit Bezirksbehörden und in weiterer Folge mit Online-Plattformen, um das mühsame Thema der amtlichen Fischerkarten für unsere Kunden zu erleichtern“, so Feichter.

Elisabeth Feichter ist für die steirischen Gewässer der Österreichischen Bundesforste zuständig und befischt ihre Gewässer selbst mit der Fliegenrute. (Foto: Norbert Novak)

Flexible Lizenzen im Salzkammergut

Neue Wege beschreiten die Österreichischen Bundesforste hinsichtlich Lizenzvarianten im Salzkammergut. Philipp Schubert-Zsilavecz leitet das Geschäftsfeld Fischerei im Forstbetrieb Traun-Innviertel und führt aus: „Für die Ebenseer Traun bieten wir ab sofort eine ermäßigte Abendsprunglizenz ab 16 Uhr beziehungsweise 15 Uhr in den Monaten Oktober/November an. Im Portfolio haben wir auch eine eigene Äschensaisonlizenz, die nur von September bis Dezember gilt.“ Als Verkaufsbühne für ihre Fischereilizenzen bedienen sich die Bundesforste übrigens der Internet-Plattform „hejfish“, welche die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellt und eine komfortable Online-Abwicklung per Computer oder Handy ermöglicht.

Multiplikator Mundpropaganda

Nebst mannigfachen Online-Angeboten und g’schmackigen Postings von coolen Stimmungen an Fischgewässern oder feschen Fischen in sozialen Netzwerken bleibt aber die Mundpropaganda ein wichtiger Multiplikator des Fischwasser-Marketings. Schwärmerische Erzählungen unter Angelkollegen locken weitaus mehr Menschen an ein Gewässer als vage Versprechungen im Internet. Sofern es für ein Wunschrevier so etwas überhaupt gibt. Viele Fischwässer führen nämlich bezüglich Informationen ein Schattendasein. Da hilft dann im konkreten Fall nur, einen gerade fischenden Kollegen zu fragen, wo man denn eine Lizenz bekäme, oder beim entsprechenden Landesfischereiverband anzufragen. In einigen Bundesländern wie der Steiermark kann sogar über die GIS-Webseite der Fischereirechtsinhaber eines Reviers ausfindig gemacht werden. Allerdings nicht die leichteste Übung, wie ich mich gerade überzeugt habe.

Zauberwort „Omni-Channel“

Abschließend lässt sich festhalten, dass viele Fischgewässer in Österreich Selbstläufer sind und eigentlich wenig Werbung bedürfen. Insbesondere bei alpinen Flussjuwelen wie etwa Schwarza, Mürz, Salza, Steyr oder Traun ist dies seit vielen Jahrzehnten der Fall. Trotzdem finden Marketingaktivitäten für alle Kategorien von Fischwässern Einzug in die Angelszene. Wie auch im klassischen Marketing natürlich via Omni-Channel – also über verschiedene Kanäle. Mit Kanal ist aber hier ausnahmsweise nicht der Gewässertyp gemeint, sondern das Medium, über das die Werbung zur Zielgruppe gelangt.


Titelfoto: Großfischreviere – wie hier am Foto Fishery Steffan – werben mit Stimmung oder Megakarpfen. (Foto: Tony Cashen/Fishery Steffan)
Dieser Beitrag ist im Fischer Trend Report 2022 erschienen. Erhältlich am Kiosk, in diversen Angelläden, bei Messen oder einfach online bestellen.