VMC produziert seit 1910 Angelhaken in Morvillars, Frankreich. Firmenchef Cyrille Viellard gibt Einblicke in den Weltmarktführer für Drillinge.
Wie bleibt man als europäischer Produzent gegenüber Mitbewerbern aus Asien wettbewerbsfähig?
Man kann immer seine Produktivität steigern. Man darf nicht wettbewerbsfähiger werden mit niedrigerem Lohn, sondern mit höherer Produktivität und höherer Qualität. Als Unternehmer hat man immer die Möglichkeit, zu optimieren und Maschinen weiterentwickeln. Kürzere Lieferzeiten sind auch eine Punkt. Da kann man sich ständig weiterentwickeln. Wenn ein Unternehmer sagt, er kann nicht mehr weiter optimieren, dann stimmt das nicht.
Haben Sie schon mal überlegt, trotzdem wo anders zu produzieren?
Es gibt bei uns keinen Plan, woanders als hier in Frankreich zu produzieren.
2001 erfolgte der Zusammenschluss von VMC mit Rapala. Was waren die Gründe dafür und wie hat es sich auf VMC ausgewirkt?
Wir wollten als reiner Hakenhersteller mit unserer Marke im Einzelhandel wachsen. Diese Strukturen nur als Hakenanbieter aufzubauen, dazu zählt etwa ein Vertriebsnetzwerk, wäre zu teuer gewesen. Rapala war unser wichtigster Kunde. Mit der Fusion sind wir gemeinsam größer geworden und konnten uns als globaler Anbieter aufstellen.
Und damit gibt es auch ganz neue Mitbewerber.
Worauf wir aber achten ist, dass die Produktion von Rapala und VMC strikt getrennt ist. Denn wir produzieren als VMC ja auch Haken für Wettbewerber von Rapala. Diese Kunden vertrauen uns weiterhin und wir haben durch den Zusammenschluss keine verloren.
Ihnen, beziehungsweise Ihrer Familie gehören heute 40 Prozent der Rapala VMC Corporation.
Durch den Zusammenschluss mit der Firma Rapala, die an der Börse in Helsinki notiert ist, verloren wir Familieneigentum. Das war ein Risiko, aber wir haben uns dann mit 40 Prozent an der ganzen Corporation beteiligt.
2021 gingen Sie eine Kooperation mit Okuma ein. Warum gerade Okuma?
Das ist eine schöne Partnerschaft. Wir haben diese Marke schon länger in Mexiko und Australien als Großhändler vertreten. Jetzt gab es die Möglichkeit, sie auch in Europa zu vertreiben. Die Kulturen unserer Firmen, beide technologiegetriebene Familienunternehmen, passen gut zusammen. Wir haben Leidenschaft für Perfektion und schöne Produkte. Die Partnerschaft fängt mit Europa an und wird hoffentlich auch weiter wachsen.
Man holt sich damit Produktions-Know-how für Ruten und Rollen in die Unternehmensgruppe.
Ja, das passt gut zu unserem Angebot an Marken. Wir wollten einen Partner, der Eigenfertigung hat und weltweit tätig ist und im Süß- und Salzwasser etabliert ist. Wir bieten ja auch Ausrüstung für alle Angeltechniken, jetzt kommen die Ruten und Rollen dazu.
Welche Trends sehen Sie beim Angeln?
Angeln wird immer technischer. Leute legen mehr Wert drauf, wie etwas hergestellt ist und aus welchen Materialien es besteht. Angeln ist viel mehr eine Leidenschaft als früher. Angler werden auch immer umweltbewusster. Catch and Release und widerhakenlose Haken werden wichtiger. Karpfenangeln wächst. Es gibt übrigens viele Ähnlichkeiten zwischen Karpfen- und Fliegenfischern. Zwar sind es völlig unterschiedliche Disziplinen, aber beide sind sehr technisch und man fängt üblicherweise nicht in fünf Minuten den ersten Fisch. Ebenso steht in beiden Disziplinen viel Genuss in der Vorbereitung und Organisation der Angeltrips.
Sie erzielen über ein Drittel des Umsatzes in Nordamerika.
Die Amerikaner sind sehr technisch und lieben Produkte. Wir hoffen, dass sie auch bald mit dem Karpfenangeln im großen Stil anfangen. Das wäre für uns ein Eldorado (lacht).
Es gibt ja eine kleine Karpfen-Community in den USA.
Ja, wir arbeiten mit der American Carp Society zusammen. Nette Leute! Wir hoffen, dass die Community größer wird. In den USA erleben wir derzeit eine starke Entwicklung mit VMC für Bassfishing. Wir haben ein eigenes Entwicklungszentrum in den USA.
Woher kommen die meisten Trends?
Jedes Land hat seine eigenen Trends. Japan ist zwar ein bisschen Trendsetter. Aber wir haben in Europa eigene Trends: Wir fischen hier viel feiner. Die Big-Bait Entwicklung ist in Europa entstanden, nicht in den USA. Bass-Rigs wie Tokio-Rig sind populär in den USA, und wir entwickeln auch Produkte in den USA dafür, die in Europa gerne angenommen werden.
Sie sind Chef des Hakenproduzenten VMC. Welche Innovationen erwarten uns?
Neue umweltfreundliche, korrosionsbeständigere Beschichtungen. Auch neue Hitzebehandlungen für den Stahl, um neue Qualitäten zu schaffen.
Was die ganze Unternehmensgruppe betrifft, könnte künftig ein Plastikverbot die Köderherstellung gefährden.
Ein Plastikverbot betrifft Köder und Schnüre. Aber Haken sind unersetzbar, um einen Fisch zu fangen. Die kommerzielle Fischerei ist mit Haken in manchen Fällen viel besser als mit Netzen, weil man mit Longlines selektiver fischen kann.
Wann glauben Sie, wird es ein Bleiverbot in der EU geben?
In den kommenden Jahren. Es gibt derzeit keine Stimme, die sagt, wir können Blei weiterhin verwenden. Aber die Industrie ist kreativ. Es gab in der Geschichte immer Schwierigkeiten und man muss Lösungen finden.
Finden Sie ein Bleiverbot sinnvoll?
Ich bin da kein Experte. Man muss nicht alles in Frage stellen, sondern Leuten vertrauen, die sich damit auskennen. Ich vertraue, dass die Wissenschaftler, die das Thema untersuchen, sorgfältig arbeiten. Wenn Blei beim Angeln umweltschädlich ist, dann müssen wir eine Lösung finden.
ZUR PERSON
Cyrille Viellard ist Geschäftsführer des Hakenstellers VMC (das zur Rapala VMC Corporation gehört). Der Franzose ist Teil der Industriellenfamilie Viellard-Migeon, die mehrere Unternehmen zur Draht- und High-Tech-Stahlproduktion führt. Er angelt gerne auf Hecht und Barsch mit Big-Bait. Und im Sommer mit den Kindern auch mal auf Wolfsbarsch und Makrele.
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Dieser Artikel ist im Fischer Trend Report 2022 erschienen. Erhältlich am Kiosk, in diversen Angelläden, bei Messen oder einfach online bestellen.