Conrad Schrenk

Slowenien als Vorbild

von Redaktion

Conrad Schrenk thematisiert funktionierende Fischaufzucht in der slowenischen Soča und warum solche Projekte auch bei uns angebracht wären.

Die glücklichen Erinnerungen an die sorglose und gleichzeitig aufregende Zeit unserer Kindheit sind es, die die Wünsche an unser Leben bestimmen und so die Pfade vorzeichnen, an denen wir entlang wandern. Ich erinnere mich an die 1970er Jahre, wie ich als kleiner Junge mit meinem Vater zum Fischen mitgehen durfte und welche Faszination das Wasser und seine Lebewesen auf mich ausgeübt haben. Wir waren damals öfters am Melkfluss spinn-fischen. Der Fluss hatte genug Wasser und war voll mit Bachforellen, die im Schnitt 32 bis 36 cm Länge hatten. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass wir während eines ganzen Angeltages andere Fischer getroffen hätten. Verhältnisse, von denen man, wie mir ein Besuch an eben diesem Gewässer vor kurzer Zeit gezeigt hat, im Jahr 2020 nur träumen kann.*

Vorzeigeprojekt an der Soča in Slowenien

Dass man derartige Situationen auch verbessern kann, zeigt ein Beispiel des Angelvereins Tolmin, der die Soča samt aller Nebenflüsse betreut. Dort wurde, auch mit entsprechenden Förderungen der EU, seit 1985 eine beispielhafte Fischaufzucht ausgebaut. Ziel war es, die nahezu vom Aussterben bedrohte „Marmorata“ wieder zum Leitfisch zu machen. Moderne Aufzuchten wurden unmittelbar an die Zubringerflüsse gebaut und produzieren jährlich ca. 20 Tonnen autochthone Forellen, die nachhaltig besetzt werden. Vom Erfolg dieses Projekts konnte ich mich vor Ort selbst überzeugen und frage mich seither immer wieder, warum Ähnliches in Österreich nicht praktiziert wird.

In den letzten Jahren habe ich hauptsächlich Fliegenfischreviere der ÖFG befischt. Dazugehört etwa das naturbelassene Revier Erlauf Thormäuer. Der dürre Fischbestand in diesem Revier ist leider beispielhaft für viele andere Gewässer der Voralpen. Ein Fisch mit über 24 cm Länge kann schon als kapitaler Fang bezeichnet werden. Gerade dort wäre es meiner Einschätzung nach örtlich möglich und dringend nötig, eine entsprechende Fischaufzucht aufzubauen, um den Bestand auch für künftige Generationen wie meinen fischbegeisterten zehnjährigen Sohn zusichern. Ich wünsche mir, dass er auf den Pfaden seines Vaters wandeln kann.

ZUR PERSON
Conrad Schrenk
ist ein in Wien lebender Gitarrist, Musikproduzent und Pädagoge. Als begeisterter Fliegenfischer befischt er bevorzugt die NÖ Voralpenflüsse. Ab und zu schwingt er auch im Ausland seine Gerte.

Dieser Kommentar ist im Fischer Trend Report 2020 erschienen.