Toni Wehn ist Geschäftsführer des Online-Händlers hechtundbarsch.de und Organisator des jährlich stattfindenden YouTube Predator Cup (YPC). Im Interview gibt es uns ein paar spannende Einblicke in den bekannten Angelbewerb der Profis.
Wie ist die Idee zum YouTube Predator Cup (YPC) entstanden?
Toni: Wir wollten gerne ein Raubfischturnier in deutscher Sprache ausstrahlen, das für die Zuschauer kostenlos zugänglich ist. Bestehende Formate waren entweder mit Kosten verbunden oder in anderen Sprachen. Das wollten wir ändern. Wichtig war es uns, dass vor allem bekannte YouTuber und Profis aus der Szene von Anfang an dabei sind.
Ihr habt auch mal klein angefangen: Wie seid ihr an die „Stars“ rangekommen? Wie haben bekannte Teamangler auf eure Einladung reagiert? Steckt da viel Überzeugungsarbeit dahinter?
Toni: Glücklicherweise waren wir damals schon ganz gut vernetzt und die meisten „befreundeten“ Profis und YouTuber wie Big L, Dustin Schöne, Enrico Di Ventura oder Dietmar Isaiasch waren sofort Feuer und Flamme. Bei Anglern/Firmen, zu denen wir vorher keinen Draht hatten, war das Feedback sehr unterschiedlich. Einige waren begeistert und dankbar für eine Einladung, wie z. B. kanalgratis mit Tobias Ekvall oder Gunki mit Frédéric Jullian. Doch wir haben natürlich auch Absagen bekommen.
Der YPC findet aufgrund der gesetzlichen Lage zu Catch & Release in den Niederlanden statt. Wären auch andere Länder in Europa denkbar? Welche Überlegungen gibt es dazu?
Toni: Ja, denkbar ist es natürlich und dieses Jahr werden wir, wenn alles gut geht, in der Finalrunde mit vier Leuten in ein anderes Land reisen. Die Niederlande sind für unser Turnier jedoch schon optimal. Gesetze, Gewässerdichte, Fischbestände und die geographische Lage sind für ein Uferturnier in Europa schon schwer zu schlagen.
Von welchen Seiten gibt es Kritik und wie lautet die? Habt ihr z. B. „Probleme“ mit Tierschützern? Wie löst ihr die?
Toni: Die Zuschauer äußern immer wieder Kritik, meistens ist das aber konstruktiv und häufig können wir das Feedback auch nutzen, um die Regeln so zu modifizieren, dass die Teilnehmer sich z. B. fischschonender verhalten müssen. Punktabzug bei Vorfachriss oder Zeitstrafen bei misslungenen Fischlandungen sind da zwei Beispiele. Bisher gab es keine Probleme mit Tierschützern, hoffentlich bleibt das so.
Einerseits herrscht Wettkampfcharakter, andererseits sind Kameras dabei. Wie sehr stehen deiner Beobachtung nach die Teilnehmer unter Druck?
Toni: Unter Druck stehen alle, gar keine Frage. Doch ich denke schon, dass manche sich mehr unter Druck setzen als andere. Salah El Barbouchi, ohne Zweifelein hervorragender Angler, wurde letztes Jahr Letzter in seiner Gruppe und es schien ihm nicht so viel auszumachen. Andere wären damit vermutlich nicht ganz so cool umgegangen, wobei man natürlich auch nicht in die Köpfe der Angler reingucken kann. Ich habe – abseits der Kameras – auf jeden Fall auch schon Tränen gesehen, es geht schon um viel.
Wie viel Aufwand ist es, den YPC zu organisieren? Wie lange ist die Vorlaufzeit? Wie viel kostet so ein Event?
Toni: Mit der Planung starten wir zirka ein Jahr vor der Ausstrahlung. Wir lagen bei der 3. Staffel auf jeden Fall bei deutlich über 100.000 Euro für die Produktion.
Stichwort Kosten: Ihr selbst seid Händler, die Teilnehmer gesponserte Teamangler. Wie sehen die Kostenströme aus? Wer zahlt wen? Welchen Anteil decken Sponsoren? Wie wichtig ist das Event für euer Kerngeschäft?
Die Teilnahme ist seit der 3. Staffel kostenpflichtig. Anders könnten wir die Produktion nicht stemmen und der Mehrwert ist für die teilnehmenden Firmen enorm, eine Teilnahmegebühr also auch völlig normal. Magazine verschenken ja auch keine Werbeseiten.
Blick in die Zukunft: Wie entwickelt ihr den YPC weiter? Was wird uns in den kommenden Jahren erwarten? Welche Dimensionen strebt ihr an?
Das Turnier gefällt uns so wie es ist sehr gut. Es soll weiter vom Ufer stattfinden und auch die Teilnehmeranzahl von 24 soll, Stand jetzt, nicht weiter angehoben werden. Es wird in Zukunft aber noch weitere YPC Formate geben: YPC Boat und YPC Bass sollen ab 2022 und YPC Salt ab 2023 zusätzlich zum bisherigen Turnier ausgestrahlt werden.
Eckdaten zum YPC 2020
- 30 Episoden
- bisher ca. 2,5 Millionen Aufrufe
- ca. 30 Stunden zusammengeschnittene Angelshow
- ca. 300 gefangene Fische (grob geschätzt)
Zur Person
Toni Wehn, 33, Berliner Diplom-Ingenieur, Gründer des Onlineshops hechtundbarsch.de, der Raubfischmarke #LMAB und Betreiber des YouTube-Kanals hechtundbarsch.de
Tonis Gastkommentar zum Thema Ufer vs. Bootsangeln findest du im Fischer Trend Report 2021 (Deutschland-Ausgabe) auf Seite 124.
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Foto: Toni Wehn (rechts) mit Simon Torenbeek