Johannes Höfner

Johannes Höfner: Wurf, Biss, Drill, Release und Schnitt!

von Redaktion

Der österreichische Influencer und Teamangler Johannes Höfner erzählt im Interview über seinen professionalisierten Angelalltag.

Johannes Höfner (24) aus St. Pölten in Niederösterreich ist einer der erfolgreichen österreichischen Angel-Influencer. Seit seinem dritten Lebensjahr geht er diesem Hobby nach, besonders gerne trifft man ihn dabei an seinem Hausgewässer, der Donau, an. Mit der Zeit hat der 24-jährige sein Hobby professionalisiert und ist jetzt Influencer und Teamangler für diverse Firmen.

Was genau machst du als Social-Media-Influencer? Auf welchen Channels arbeitest du und wie sieht diese Arbeit so aus?   

Johannes: Ich begann vor einigen Jahren damit, meine Erlebnisse am Wasser nicht nur auf Fotos, sondern auch durch als Videos festzuhalten. Anfangs machte ich dies eigentlich nur für mich bzw. für Freunde und Verwandte, damit man eben was herzuzeigen hat. Bald merkte ich aber, dass die Videos auch Nichtangler interessierten und ich startete meinen eigenen Youtube-Kanal. Dort lud ich meistens wöchentlich je ein Video hinauf. Mein Konzept war einfach: Wurf – Einholen – Biss – Drill – Präsentation – Release – Schnitt – Wurf… Dieses einfache Konzept wurde sehr gut angenommen und die Reichweite stieg innerhalb kürzester Zeit enorm. Im Laufe der Zeit hatte ich verschiedene Kooperationen mit österreichischen Angelläden, die mir Ausrüstung zur Verfügung stellten. Eine große Hilfe als damaliger Schüler. Angespornt von einigen Kommentaren wie „Hast du auch Merch“ startete ich nach einiger Zeit auch einen kleinen Onlineshop, auf dem ich Shirts mit meinem Logo und Eigenprodukte heimischer Angelshops vertrieb. 

Diesen Shop musste ich dann aber zugunsten meiner Schulausbildung wieder schließen und auch mein Youtube-Kanal schlief nach und nach ein, da ich immer weniger Videos hochlud. Leider führten die Videos – wie auch zu erwarten war – dazu, dass meine Spots überrannt wurden. Aber auch Anfeindungen, schlechte Nachrede und der massive Aufwand beim Filmen nahmen mir mehr und mehr den Spaß an der Sache. Nach etwas Nachdenken und Reflektieren erkannte ich, warum manche Leute nicht gerade begeistert von meinen Videos waren: Wie soll man schon reagieren, wenn an meinem Hausgewässer plötzlich bekannte Angelfilme gedreht werden und damit unweigerlich der Angeldruck steigt?

Johannes Höfner
Johannes Höfner mit einem Schied.

Dennoch wollte ich meine Reichweite und meine Fanbase nicht aufgeben und stieg deshalb kurzer Hand auf Instagram und damit auf Bilder um. Der „Hype“ ließ natürlich etwas nach, da Videos meist einfach viel besser ankommen, als Fotos. Doch dies vereinfachte das Angeln ungemein: Die Vorbereitungen und das Mitschleppen der Videoausrüstung fielen weg und so rückte auch die Angelei wieder mehr in den Vordergrund. Kein „Hab‘ ich da jetzt richtig gefilmt?“ mehr. Aktuell betreue ich also nur mehr meine Kanäle auf Instagram und Facebook. Besonders auf Insta konnte ich schnell eine gute Reichweite erzielen und das verhalf mir auch gleich zu verschiedenen Kooperationen. Mein Youtube-Kanal ist mit einigen Videos weiterhin online und wird in Zukunft vermutlich wieder mit Filmen bedient werden. Allerdings mit anderem Konzept und ohne Druck, wöchentlich etwas veröffentlichen zu müssen. Ja, und letztlich habe ich noch eine Website, die auch ganz passable Zahlen schreibt.

Die Arbeit hinter den Postings auf meinen Kanälen gestaltet sich recht simpel: Fange ich einen guten Fisch, wird dieser fotografiert und das beste Foto ausgewählt. Anschließend werde ich kreativ und überlege mir einen passenden Text zum Bild und wähle die zutreffenden Hashtags. Mithilfe der Planungsfunktion plane ich die Bilder ein und veröffentliche sie in regelmäßigen Abständen, um nicht aus dem Algorithmus zu fallen und die Reichweite weiter zu steigern (den ein oder anderen Einblick in diese Materie habe ich dank meiner Arbeit als Social Media Manager bei einer Agentur). Nach Veröffentlichung der Beiträge kommt es meist zu Kommentaren, die ich immer beantworte. Natürlich müssen auch die Privaten Nachrichten beantwortet werden. Das ist teils recht zeitintensiv, aber macht Spaß, wenn man zum Beispiel einem zwölfjährigen Burschen helfen kann, seinen ersten Hecht zu fangen.

Wie unterscheidet sich nun so ein Angeltag eines Influencers von dem eines normalen Anglers?

Johannes: Als ich noch auf Youtube aktiv war, unterschied sich der Angeltag schon ziemlich von dem eines normalen Anglers. Die Vorbereitungen sind einfach umfangreicher. Man hat viel mehr Zeug mit und es muss beim Fischen an so vieles gedacht werden: „Ist der Akku eh nicht leer?“ oder „Passt die Aufnahme?“. Und am Abend ist der Angeltag immer noch nicht vorbei, denn da beginnt erst das Sortieren und das Schneiden des Videomaterials. Im Endeffekt verschiebt sich der Fokus sehr aufs Filmen und das Angeln bleibt etwas auf der Strecke. Zumindest war dies bei mir so, da ich Angler, Kameramann und Cutter in einem war. Das sehen aber andere vielleicht anders.

Seit ich nur mehr Insta und Facebook bediene, unterscheidet sich der Ablauf kaum mehr zu einem normalen Angeltag. Erinnerungsfotos macht ja fast jeder. Die einzigen Unterschiede sind eben jene, dass ich diese so hochwertig wie möglich schießen möchte und daher meine Kamera meist mitführe. Und hin und wieder kommen auch mal junge Burschen vorbei und möchten ein Foto oder Tipps haben und fragen mich über den YouTube Predator Cup aus (Johannes nahm 2018 und 2019 am YPC teil, Anm.). Solche interessierten Besuche freuen mich natürlich immer sehr.

Johannes Höfner
Johannes Höfner mit einem Südamerikanischen Lachssalmler (Golden Dorado) in Argentinien.

Für welche Firmen angelst du und was machst du für deine Kooperationspartner? Wie kann man sich so eine Kooperation vorstellen?

Johannes: Aktuell fische ich für Rapala, Storm, Sufix und VMC, welche von Normark in Österreich vertrieben werden. Eine Bootskooperationen folgt demnächst.

Es gibt verschiedene Kooperationsformen. Teilweise werden kleine Geldbeträge ausgezahlt. Oder man kann zu besonders guten Preisen bei den Firmen einkaufen. Oder man hat ein Freibudget zum Einkauf zur Verfügung. Teilweise bekommt man auch einfach nur Pakete zugeschickt, die man frei verwenden darf. Jede Firma regelt das anders und natürlich kommt es auch darauf an, in welchem Ausmaß die Kooperation erfolgt, also ob beispielsweise im Monat nur ein Foto abgeschickt wird oder ob ein ganzer Schwall an Material und Berichten vom Teamangler zurückkommen soll.   

In meinem Fall wird verlangt, dass ich neue Produkte teste und Feedback dazu gebe. Zusätzlich schick ich Fangfotos und Produktfotos in regelmäßigen Abständen und hin und wieder auch Artikel über die Produkte oder Angeltrips. Die Firmen können die dann anschließend dementsprechend verwenden. Und natürlich wird erwartet, dass man die Marken gut vertritt und kein schlechtes Licht darauf wirft, immerhin ist man ja eine Art Vertreter. 

Darfst du dann auch Produkte von anderen Firmen verwenden oder gibt es da Marken-Konflikte?

Johannes: Grundsätzlich ist es so, dass man natürlich die Produkte der Kooperationsfirma nutzen sollte, um einfach authentisch zu bleiben. Sonst hat ja eine Zusammenarbeit auch keinen Sinn. Teilweise jedoch wird sogar gewünscht, dass man Produkte von anderen Marken testet, um eventuelle Vorteile dieser Produkte zu erkennen und die eigenen Produkte verbessern zu können. Und natürlich gibt es dann wiederum Produkte, die die Kooperationsfirma nicht anbietet. Da muss man dann auf andere Marken zurückgreifen. Aber aufgrund der enormen Palette von Rapala, Storm etc. ist dies bei mir kaum der Fall.


INTERVIEW: Gunnar Zlöbl
FOTOS: Johannes Höfner

Einen ausführlichen Beitrag über Angel-Influencer findest du im Fischer Trend Report 2021.