Die Angelfischerei generiert in Österreich mehrere Hundert Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Unser geliebtes Hobby ist damit ein Big Business.
Nahezu in jeder österreichischen Familie gibt es einen Angler, oder seltener eine Anglerin. Auch wenn es nur die altbekannte Urstrumpftante oder der entfernte Großonkel ist. Die Angelfischerei ist fix in der österreichischen Bevölkerung implementiert. Rund 200.000 aktive Fischerinnen und Fischer gibt es zur Zeit in unserer Alpenrepublik, was 2,3 Prozent der Bevölkerung entspricht. Mit „aktiv“ ist übrigens gemeint, dass zumindest einmal pro Jahr eine Lizenz gelöst wird. Die Anzahl potenzieller Angler beziehungsweise Gelegenheitsfischer ist sicher noch höher anzunehmen, aber ziemlich schwer mit konkreten Zahlen zu belegen.
Nieder- und Oberösterreich sind führende Angel-Bundesländer
Das führende Fischer-Bundesland ist Niederösterreich mit knapp 60.000 Petrijüngern, gefolgt von Oberösterreich (ca. 37.000), der Steiermark (ca. 30.000) und Kärnten (ca. 26.000). In allen anderen österreichischen Bundesländern beträgt die Anzahl aktiv Fischender unter 20.000, wobei in der Bundeshauptstadt Wien rund 10.000 Menschen die Angelrute schwingen. Die Zahlen wurden übrigens anhand der ausgegebenen amtlichen Fischerkarten sowie Gastfischerkarten errechnet. Korrigiert um Mehrfachfischerkarteneigner und Menschen, die ohne amtliche Fischerkarte unterwegs sind. Etwa an als „Zuchtteich“ deklarierten Fischgewässern. Dieser Passus steht zumindest in manchen Landesgesetzen. Denn das Fischereigesetz ist in Österreich Landessache. Von einem entsprechenden Bundesrahmengesetz träumen viele seit Jahrzehnten. Ob ein derartiges Gesetz jemals verabschiedet wird, sei dahingestellt. Zu sehr ist jedes Bundesland auf eigene Spezifika und finanzielle Häppchen aus der Fischerei bedacht.
Die jährlichen Ausgaben eines Anglers
Nun, wie steht es um den Wirtschaftsfaktor Angelfischerei? Studien zufolge gibt der Durchschnittsangler 920 Euro pro Jahr für sein geliebtes Hobby aus. Das ergab eine Untersuchung des „Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei“ in Deutschland. Einer Studie vom Fischereiverband Nordrhein-Westfalen zufolge sind es sogar 1.590 Euro pro Fischer. Allerdings ist diese Summe sehr weit gefasst, sie enthält neben Ausrüstung und Lizenzen, ebenso Reisekosten, Mitgliedsbeiträge, Ausgaben für Boote und Fachliteratur – eben alles, was zu Angelausflügen dazugehört.
Anhand dieser Zahlen lassen sich die Ausgaben aller Fischer hochrechnen, die in die heimische Wirtschaft fließen. Je nach Berechnungsgrundlage sind dies zwischen 184 Millionen Euro (0,05 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) und 318 Millionen (0,09 Prozent des BIP).
Enge Bindung an Vereine
Die Angelfischerei ist in Österreich eng an die Mitgliedschaft in einem einschlägigen Verein geknüpft. Etwa 500 solcher Vereine existieren laut dem Österreichischen Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF) derzeit in Österreich. Manche bestehen aus wenigen Mitgliedern, die den Dorfteich zu ihrem Einsatzgebiet erklärt haben. Andere Vereine zählen tausend Mitglieder und haben landes- oder sogar bundesweite Bedeutung. Das Angebot an Angelmöglichkeiten derartiger Vereine liegt dann oft bei 50 oder mehreren Revieren. Vom kleinen Forellenbach bis hin zum flächigen Donaurevier. Die meisten Vereine sind aber sehr lokal orientiert und bewirtschaften maximal eine Handvoll Gewässer.
Forellen und Karpfen Besatzfische Nr. 1
Fischer wollen Fische fangen. Klar. Aber wieviel an Beute wird eigentlich mit nach Hause genommen? Der sogenannte Ausfang lässt sich bundesweit nicht ganz einfach eruieren. Zu kleinteilig und undurchsichtig sind hier die zugänglichen Datenquellen in einigen Bundesländern. Laut Statistik Austria werden knapp 1.000 Tonnen Besatzfische in unsere Gewässer eingebracht. Die Löwenanteile sind dabei eindeutig Forellen und Karpfen. Es ist folglich davon auszugehen, dass eine ähnliche Menge an Fischen auch wieder ausgefangen wird. Klarerweise überleben nicht alle Besatzfische oder werden von Prädatoren (z. B. Kormoran) gefressen, aber es gibt auch einen natürlichen Zuwachs. Durchschnittlich rund fünf Kilogramm entnommenen Fisch macht dies dann pro Fischer und Jahr. Ein Weihnachtskarpfen und ein paar Forellen sollten sich damit locker ausgehen.
Gemessen an der Gesamtproduktion an Speisefischen in Österreich (im Kalenderjahr 2017 waren es laut Statistik Austria rund 3.900 Tonnen an Speisefisch) spielt die Angelfischerei also durchaus eine gewichtige Rolle.
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Aufmacherfoto: Norbert Novak
Dieser Beitrag ist im Fischer Trend Report 2020 erschienen.