Carphunter, Feederfischer, Barschzupfer, Stipper – Warum definieren sich Angler immer häufiger über einzelne Disziplinen innerhalb des Hobbies? Eine Spurensuche.
Beginnen wir bei der Industrie: Viele Hersteller verfolgen eine Mehrmarkenstrategie. So etwa Sänger: Anaconda fürs Karpfenfischen, Iron Claw für die Raubfischpirsch und Unicat für die Welse. Ähnlich bei DAM: MAD für die Karpfen, MADCAT für die Welse. Und darf es dazu noch Radical (Karpfen), Black Cat oder Mr. Pike von Zebco sein?
Es wäre zu einfach, die Industrie für das Schubladendenken unter den Petrijüngern verantwortlich zu machen. Sie reagiert nun mal auf die Bedürfnisse der Kunden. Einfach gesagt: die Hersteller schleudern das auf den Markt, was wir Angler wollen. Klar, schaffen sie auch Bedürfnisse für Dinge, von denen wir davor nicht gewusst haben, dass wir sie „brauchen“.
Vielmehr ist es die Identitätssuche der Angler, die die Gräben zwischen Hecht-, Karpfen-, Naturköder-, Spinn- und Fliegenfischern immer größer werden lässt. Man folgt einschlägigen Facebook-Gruppen, in denen sich gebetsmühlenartig alles um eine einzelne Disziplin dreht. Und dass Angeln so unglaublich vielfältig ist, geht dabei verloren. Die Filterblase lässt grüßen!
Catch & Release als Religion
Ähnlich verhält es sich beim Thema Catch & Release. Bevor eingefleischte Befürworter den einen oder anderen Fisch für die Pfanne mitnehmen, kaufen sie lieber ein Filet im Supermarkt, dessen ökologischer Fußabdruck womöglich ein Desaster ist. Transport, Massenproduktion in Aquakulturen, ganz zu schweigen von der nicht-waidgerechte Tötung.
Doch zurück zum Schubladendenken. In meiner Zubehörbox warten nicht nur geflochtene Vorfächer für Boilies, nein auch ein Wickelbrettchen mit Stippmontage. Auch ein paar Futterkörbe, Bleioliven und Schwimmer teilen sich das Zuhause. Einzig Wobbler, Gummifisch und Spinnerbait verweilen in einer separaten Box. Mit meiner „Karpfentasche“ gehe ich am liebsten Spinnfischen, und Karpfenfischen seit Neuestem mit der Meerforellenrute.