Trau dich!
Fotografen, Journalisten, Projektgruppen, Kollektive, Wissenschaftler – es gibt viele, die ein Buch herausgeben möchten. Herausgeben bedeutet nicht, es von Anfang bis zum Ende selbst zu schreiben, sondern es unter eigener Leitung zu konzipieren, zu produzieren und zu vermarkten. Ohne Verlag. Das kann etwa ein Fotobuch sein, eine Textsammlung/Sammelband, ein Kochbuch oder ein „Bookazine“ (eine Hybridform zwischen Magazin und Buch).
Wir zielen mit diesem Beitrag nicht auf den typischen Träumer à la „Ich habe eine Romanidee, aber weiß nicht, wie ich anfangen soll“. Dafür gibt es Schreibcoaches, Mentoren, Schreibkurse, usw.
Was du hier ebenso nicht erfährst: Wie du Verlage suchst, wie du dein Exposé aufbereitest, wie du deine Tantiemen verhandelst. Und wenn du über einen Roman planst, wirst du von uns keinen Input erhalten, womit du die Seiten füllen kannst. Denn es ist ja schließlich dein „Baby“.
Wir betreiben weder Verlags-Bashing, noch loben wir Self-Publishing in den Himmel. Jedes Buchprojekt und jede Erwartungshaltung eines Autors/Herausgebers ist individuell, sodass alle Vertriebs- und Produktionsformen ihre Daseinsberechtigung haben.
Was du hier erfährst:
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Wie du ein gedrucktes Buch ohne Verlag (also im Eigenverlag) herausgibst, (z. B. von deinem rohen Inhaltsgerüst zum verkaufsfertigen Exemplar),
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wie viel das kostet,
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wie du damit Geld verdienen kannst.
Kosten
Ein einzelnes Buch zu produzieren kostet mehrere Tausend Euro. Natürlich macht man das (fast) nie, denn das Geschäftsmodell Buch lebt von der Skalierung, also dem einmaligen (meist aufwändigen) Erstellen des Inhalts und der möglichst häufigen Vervielfältigung sowie dem Verkauf. Die Menge macht's also.
Auflage ist einer der wesentlichsten Hebel, wenn es darum geht, den Preis eines einzelnen Buches zu betiteln. Sie bestimmt auch das Druckverfahren. Bei rund 500–1.000 Stück liegt die Grenze, unter jener Digitaldruck („professioneller Laserdrucker“) kostengünstiger ist. Darüber kommt das Offset-Verfahren (4-Farbdruck) zum Einsatz.
Offset ist qualitativ hochwertiger als Digitaldruck, dafür lassen sich via Digitaldruck auch kleine Auflagen, etwa 100 Stück, herstellen. Und es ermöglicht das Nachdrucken kleiner Serien. Beim Offsetdruck wäre das teuer, denn die „Einrichtungskosten“ für einen Druckauftrag sind hoch (so müssen z. B Druckplatten belichtet werden).
Grundsätzlich gilt: Je höher die Auflage, desto geringer die Kosten pro Exemplar. Aber die Grenzkosten gehen nicht gegen Null, denn der Rohstoff Papier ist bei der Herstellung ein erheblicher Kostenfaktor.
Was beeinflusst sonst noch die Kosten?
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Papier (Grammatur, Marke, Qualität)
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Cover (günstiger Soft- oder teurer Hardcover)
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Bindung (Klebebindung oder Fadenheftung)
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Layout (z. B. ein reiner Textband benötigt kein aufwändiges Layout, ein Sachbuch mit unterschiedlichen Textelementen, Grafiken und Fotos schon)
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Covergestaltung
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Foto, Grafiken
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Endfertigung/Finish (z. B. zusätzliche Lackierung, Prägung oder Folierung des Covers, Verpackung)
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Druckerei (große Preisunterschiede)
Kostenbeispiel 1
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Kostenbeispiel 2
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Auflage
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500 Stk.
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2.000 Stk.
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Umfang
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150 Seiten (Farbe)
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150 Seiten (Farbe)
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Umschlag
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Softcover
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Softcover
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Druckverfahren
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Digitaldruck
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Offset
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SUMME
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8.000 €
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10.000 €
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Preis pro Exemplar
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16 €
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5 €
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Die Preise beinhalten Druck, Layout, Covergestaltung, Lektorat sowie das Redaktions- und Projektmanagement von Fisch Ahoi. Alle Preise netto.
Nicht einkalkuliert sind dabei Kosten für die Erstellung des Inhalts (Texte, Fotos). Bist du alleiniger Autor und Herausgeber, so berechnet sich die Vergütung deiner Leistung über die Marge beim Verkauf. Dazu kommen wir später.
Das Geschäftsmodell im Detail
Im vorigen Abschnitt haben wir die Herstellungskosten besprochen. Nun widmen wir uns dem Geschäftsmodell hinter einem selbst herausgegebenen Buch.
Angenommen ein Buch kostet in der Herstellung (Auflage von mehreren Tausend Stück) 5 € (netto) und du verkaufst es um 25 € (brutto). Bleiben knapp 18 € als Rohertrag übrig. Das ist der Betrag, den sonst der Verlag einstreift, da er ja für die Herstellung aufkommt. Wenn du aber ein Buch selbst heraus gibst, so bleibt die Spanne dir. Davon fließt freilich ein Teil in Marketing und Logistik. Ein Palettenstellplatz bei einem Logistikdienstleister kostet rund 11 € pro Monat, der Versand eines Buches kommt auf 2,8 € mit der Österreichischen Post als Brief. Ein kleiner Prozentsatz geht weiters für die Zahlungsabwicklung auf.
Wissenswertes
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In Österreich gilt ein Buch ab ca. 3.000 verkauften Exemplaren als „erfolgreich“
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1,4 % der bei Verlagen eingereichten Manuskripte werden veröffentlicht*
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Tantiemen bei Verlagen liegen bei rund 6–10 % des Netto-Verkaufspreises
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Bücher unterliegen in Österreich dem ermäßigten Umsatzsteuersatz von 10 %, in Deutschland 7 %
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Der Anteil von E-Books am gesamten Buchmarkt in Deutschland liegt bei knapp 6 %
*) Die Zahl bezieht sich auf Deutschland. Quellen: Das Buch-Buch sowie Statista
Vermarktung
Verkaufskanäle
Amazon
Zum größten Online-Händler der Welt kann man ruhig ein gespaltenes Verhältnis haben. Fest steht, die Plattform eignet sich gut, um neue Leser auf sein Buch aufmerksam zu machen. Unter anderem da der Algorithmus den Nutzern ähnliche Produkte vorschlägt. Die Listung auf Amazon ist kostenlos. Bei einer Bestellung werden rund 40 % Verkaufsprovision vom Brutto-Verkaufspreis fällig (vorausgesetzt man erledigt den Versand selbst). Offiziell betitelt Amazon die Provision mit 15 % bei Büchern (zu den Gebühren), in der Realität kommen aber noch zusätzliche Gebühren dazu, sodass bei einem einzeln verkauften Buch rund 50 % des Brutto-Verkaufspreises an Amazon wandern, bzw. 40 % auf den Netto-Verkaufspreis). Das Onlinestellen von Produkten auf Amazon ist ein wenig mühsam, da das Backend holprig, fehlerhaft und unübersichtlich ist. Sollte etwas nicht klappen, so ist man mit einem äußerst miserablen Kundensupport konfrontiert (z. B. bekommt man häufig nur automatisierte Antworten, die gar nicht zur gestellten Frage passen).
Eigener Online-Shop
Über kostenlose Wordpress-Plugins, wie etwa WooCommerce, oder kostengünstige Standalone-Shops wie Shopify, können auch Laien schnell einen Online-Shop auf eine bestehende Website aufsetzen. Für die Zahlungsabwicklung bietet sich der Einfachheit halber Paypal an, wofür rund 6 % Provision vom Brutto-Verkaufspreis anfallen. Wie bei Amazon, liegt auch hier zwischen dem vom Unternehmen veröffentlichten Provisionen und realen ein großer Unterschied. Über Paypal können Kunden übrigens auch mit Kreditkarte zahlen.