Hoessgang

viadonau als Gewässervernetzer

von Redaktion

viadonau – Die Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft ist nicht nur für den Schiffsverkehr zuständig, sondern auch für die Gewässer. Der „Wasserstraßenbetreiber“ setzt sich stark für die Renaturierung ein und sorgt für naturnahe Flussabschnitte sowie Altarme, damit Fischer voll auf ihre Kosten kommen. Die wichtigsten Projekte im Überblick.

Entlandung Hößgang-Teiche

Wo der Stoff des Lebens auch Raum für Leben ist

Die Hößgang-Teiche im Strudengau sind in den letzten Jahrzehnten infolge des Eintrags von Feinsedimenten bei Donauhochwässern stark verlandet. Die Öffnung der beiden Traversen sowohl am landseitigen als auch am donauseitigen Ende soll dazu beitragen, die starke Verlandung der Teiche zu reduzieren. Durch Baggerungen (siehe Titelfoto) wurde eine Wassertiefe von etwa zwei Metern hergestellt. Die Beruhigung der Inseln mit ihren Röhrichtbeständen soll insbesondere Rohrbrütern adäquaten Lebensraum bieten. Die Verbindung der Gewässerteile bietet Fischen die Möglichkeit ungehindert zwischen diesen zu wandern.

Wo der Stoff des Lebens auch Raum für Leben ist er außergewöhnliche Wert des Wassers wird uns oft erst dann bewusst, wenn es zurückweicht oder ganz verschwindet. Gerade in einem so wasserreichen Land wie Österreich gilt es, umso genauer hinzuschauen und früh Maßnahmen zu setzen, um den besonderen Naturschatz an einzigartigen Wasserlebensräumen zu schützen. Zwischen St. Nikola und Grein im Strudengau wurde im Auftrag von viadonau der zunehmenden Verlandung der Hößgang-Teiche Einhalt geboten und ein weiteres Zeichen für lebendige Flusslandschaften entlang der Donau gesetzt.

Vom schrumpfenden Lebensraum …

Die Hößgang-Teiche sind wichtige Nebengewässer der Donau. Ihre Verlandung bedrohte vor allem die Fischwelt. Entsprechende Eingriffe, um dem entgegenzuwirken, mussten unter Schonung des noch bestehenden Naturraums erfolgen. Ein wesentlicher Ansatz war dabei, die Verbindung zwischen den drei Teichen und ausreichende Wassertiefen wiederherzustellen. Um die ökologische Vernetzung der für die flusstypische Artenvielfalt so wichtigen Nebengewässer mit der Donau zu verbessern, entwickelte viadonau gemeinsam mit der Österreichischen Fischereigesellschaft (gegr. 1880) ein spezielles Maßnahmenprojekt. Im Winter 2020/2021 sollte es schließlich an die Umsetzung gehen. Im Umfeld einer eiserstarrten Donaunatur im malerischen Strudengau auch für viadonau ein ökologisches Flussbauprojekt der besonderen Art.

… zum sanierten Wasser-Habitat

Hier wurde nämlich nicht nur gebaggert, sondern auch gesaugt und gepumpt. Die schonungsvolle Entlandung war eine technische Herausforderung. So wurde mit einem Bagger-Ponton und einer schwimmenden Pumpstation gearbeitet, wobei das verflüssigte Sedimentmaterial über eine Druckleitung abtransportiert wurde. Rund 14.000 Kubikmeter Aushubmaterial wurden mithilfe der Saugbaggerungen in die Donau (Hößgang-Kanal) befördert. Dadurch entstand wieder ein Lebensraum mit großem Facettenreichtum – wie kleine Inseln, ideal zum Beispiel für Röhrichtbrüter, aber auch abwechslungsreiche Unterwasserstrukturen. Eine gelungene Renovierung für das Zuhause vieler Fische, die künftig wieder zahlreicher werden sollen. Diese können wieder zwischen den verschiedenen Bereichen der Teiche hin- und herwandern und sich im Winter in Tiefstellen zurückziehen, die ebenfalls im Rahmen der Maßnahmen neu entstanden sind.

LIFE+ Auenwildnis Wachau

Als eine der beiden letzten freien Fließstrecken der österreichischen Donau ist die Wachau von besonderer ökologischer Bedeutung. Das Gebiet zählt zum UNESCO Weltkultur und -naturerbe. Die Wachau ist darüber hinaus als Vogelschutzgebiet „Wachau – Jauerling“ beziehungsweise FFH-Gebiet „Wachau“ EU-rechtlich geschützt.

Die Wachau ist nicht nur schön, sondern auch vielfältig dank nachhaltiger Gewässervernetzung (Foto: viadonau)

Kernpunkt des LIFE+-Projektes Auenwildnis Wachau ist die Optimierung und Erweiterung des rechtsufrigen Donau-Nebenarmsystems bei Rührsdorf/Rossatz. Durch eine über 1,6 km lange neue Nebenarmabzweigung in der Schopperstatt ist insgesamt ein Gewässersystem von mehr als 5 km Länge entstanden. Eine Flutmulde in der Pritzenau bringt als mittlerweile dritte Anbindung zur Donau, frisches Wasser in das System. Natürliche Flach- und Steilufer entwickeln sich und wellenschlagsgeschützte Lebensräume stehen der Fischfauna zur Verfügung. Der begleitende Auwald wird durch Neophytenbekämpfung und umfangreiche Bepflanzungsmaßnahmen ökologisch verbessert. Begleitend werden in der gesamten Wachau Artenschutzmaßnahmen für Amphibien (Errichtung von 50 Laichgewässern), Seeadler (Ausweisung von Horstschutzzonen und Errichtung von 5 Kunsthorsten), Schwarzpappeln (Pflanzung von 5.000 Exemplaren) sowie für Altbäume (vertraglicher Schutz für 300 Altbäume) und deren Bewohner umgesetzt. Mit der Insel Pritzenau und der Schönbühler Insel entstehen hier in Summe 50 Hektar ungestörtes Auenwildnis-Naturschutzgebiet.

Anbindung Spittelauer Arm – Dynamic LIFE Lines Danube

Die Kunst der Renaturierung – Wiedervernetzter Nebenarm als neuer alter Lebensraum für Fische

Am Ende eines Renaturierungsprojekts nach viadonau-Art steht immer ein Neuanfang. Denn nicht die Schöpfungskraft des Menschen steht dabei im Zentrum, sondern jene der Natur. Ihr altes Werk gilt es wiederzuentdecken und zu erneuern und den Boden zu bereiten, auf dem sie ganz für sich wieder ihre gestalterische Kraft entfalten kann. Wie auch am Spittelauer Arm gegenüber von Hainburg, der im Herbst 2020 wieder mit der Donau verbunden wurde.

Mit dem Durchstich zwischen Nebenarm und Hauptstrom wurde der Spittelauer Arm wieder zur Lebensader für noch mehr Naturraum- und Artenvielfalt im Nationalpark Donau-Auen (Foto: viadonau)

So wurde im Zuge der Gewässervernetzung im Rahmen des österreichisch-slowakischen Projekts Dynamic LIFE Lines Danube die Einströmöffnung so tief ausgeführt, dass nun nahezu ganzjährig Wasser in den Nebenarm fließen kann. Dazu wurden auch die im Längsverlauf bestehenden Traversen aus Blocksteinen vollständig entfernt und ebenso die große Mündungstraverse abgebaut, sodass das Wasser und mitgeführte Sedimente wieder in die Donau zurückfließen können. Es entstand ein etwa 4,3 Kilometer langes Nebengewässer, das mit der Kraft des Wassers erneut vielfältige Lebensräume ausbilden und so wieder zu einer dynamischen Lebensader werden kann. Der Name des EU-geförderten Projekts ist schließlich Programm – Dynamic LIFE Lines Danube eben. Dem österreichisch-slowakischen Gemeinschaftsvorhaben geht es vor allem um jene Lebensadern, die essenziell für den Fortbestand der Auwälder in den Donau-Auen im Osten Österreichs und im Westen der Slowakei sind. So können am Spittelauer Arm wieder Erosion und Sedimentation die natürliche Formung der Ufer übernehmen und Bedingungen schaffen, auf die viele Pflanzen- und Tierarten wie kiesbrütende Vögel, Weiden und Pappeln angewiesen sind. Aber auch auentypische strömungsliebende Fischarten finden in dem gut durchwässerten ausgedehnten Nebenarmsystem wieder Laichplätze und wellenschlaggeschützte ‚Kinderstuben‘. Eine Flusslandschaft, in der das Unvollendete den Idealzustand darstellt, die wieder der ewigen natürlichen Veränderung unterworfen ist und dabei Strukturen ausformt, die auch für Menschen Vorteile birgt. Ganz im Sinne des viadonau-typisch ganzheitlichen Ansatzes profitiert auch der Hochwasserschutz. Durch die Aufteilung des Donauabflusses und die Aufweitung der Ufer sinkt die Belastung der Stromsohle. Es wird weniger Kies vom Sohlgrund ausgewaschen, und die Sohleintiefung geht zurück.

Rund 100.000 Kubikmeter Material wurden im Zuge der Wiederanbindung des Spittelauer Arms an die Donau bewegt. Dabei wurden ca. 34.000 Kubikmeter wiederverwertbare Wasserbausteine gewonnen. Etwa 700 Meter Ufersicherungen an Nebenarm und Hauptstrom wurden zurückgebaut.


Dieser Beitrag entstand in Themenkooperation mit viadonau.

Titelfoto: viadonau