Image der Angler

Alt und besoffen: Warum Angler ein schlechtes Image haben

von Stefan Tesch

Wer kennt ihn nicht, den skeptische Blick des Gegenübers, wenn man ihm sein Hobby preisgibt. „Du angelst? Machen das nicht nur Alte? Säuft man dabei die ganze Zeit?“ – Ja, man kann natürlich trinken. Muss es aber nicht.

Und der Großteil der Angler tut es nicht – zumindest nicht über die Maßen. Ein paar Säufer gibt’s immer, aber die rangieren auch unter Golfspielern, Skifahrern und Tennisspielern. Wie kommt das Image über Angler bei Nicht-Anglern eigentlich zustande?

Das Alter: Klar, irgendwer kennt immer einen Opa, der angelt. Aber der Opa war auch einmal jung. Aber da war er eben noch kein Opa und hatte keine Enkelkinder, die ihn beim Angeln gesehen haben.

Das Saufen: Angler und Nicht-Angler treffen in der Regel im Sommer am Wasser zusammen. Die Einen angeln, die Anderen schwimmen. Keine gute Mischung und somit Zündstoff für Reibereien. Dabei kommen die Badegäste am ehesten mit dem „Party-Angler“ in Berührung. Er sucht für seine Gelage Gewässer mit viel Fläche, Camping- und Grillmöglichkeiten. Badeseen sind ein heißer Tipp dafür. Der edle Fliegenfischer, der bis zum Bauch im saukalten Gebirgsbach steht, trifft höchstens auf den einen oder anderen Wanderer. Genauso wenig wie der naturverliebte Karpfenfischer in der gelsenverseuchten Au Wassersportlern begegnet. Diese Typen von Anglern feiern keine Parties am Wasser. Aber das bleibt der Öffentlichkeit verborgen.

Anreize statt Verbote

Österreich hat hunderte Fischereivereine. Sie kreieren Revierordnungen, die gemeinsam mit Gesetzen das anglerische Regulativ bilden. Nachtangelverbote sollen Trinkorgien am Wasser verhindern und Boilieverbote übereifrigen Petrijüngern das Anfüttern vermiesen. Aber dass Unterdrückung nur mäßig wirkt, ist bekannt. Den Vereinen scheinbar nicht. Sie wetteifern untereinander in dieser fragwürdigen Symptombekämpfung. „Gute“ Reviere präsentieren sich nach außen gerne mit einem besonders dicken Bündel an Verboten.

Während Vereine Jahr für Jahr die Revierordnungen verschärfen und sie mit aberwitzigen Verboten schwängern, bleibt die Öffentlichkeitsarbeit nach außen auf der Strecke. Dabei muss man das Pferd von hinten aufzäumen. Ein besseres Image der Fischer in der Gesellschaft führt automatisch zu mehr Akzeptanz. Welcher edle Ritter benimmt sich schon seines Standes unwürdig?

Vereine finanzieren sich größtenteils aus Mitgliedsbeiträgen und dem Verkauf von Fischereilizenzen. Ein Teil der Ausgaben wäre bestimmt besser in Publicity als in so mancher ökologisch-unsinnigen Besatzmaßnahme  (z. B. der Hechtbesatz) aufgehoben. Wie wäre es damit, Politiker zum Fischen einzuladen? Die lokale Presse folgt ihnen dann ganz von alleine ans Wasser. Und wenn Landeshauptleute, Bürgermeister und Abgeordnete mit der Rute in der Hand aus den Medien prangen, brennt sich das auch in die Köpfe der Nicht-Angler ein.

Jäger als Image-Vorbild

Der Angler muss anerkannter Teil der Gesellschaft werden. Fischen muss als wertvolles Hobby dastehen. Ein Blick zu den 130.000 Jägern in Österreich hilft: Jägerball in der Wiener Hofburg, Politiker und Wirtschaftsbosse als Jäger. Die Lobby scheint mächtig und damit das Hobby präsent zu sein. Und was machen die rund 200.000 Angler hierzulande? Sie fischen jeden Sommer unter den Augen der Boulevardpresse „bissige“ Hechte und Welse aus Badeteichen ab. Die Existenz solcher Fische geht dann in den Medienberichten meist auf das Konto unseres Hobbies. 1:0 für die Nicht-Angler. Und dass Angler in den Wintermonaten Zigarettenstummeln und leere Bierdosen in mühsamer Handarbeit von den Ufern ihrer Reviere entfernen, bleibt Nicht-Anglern verborgen. Klar, es fehlt ja an Öffentlichkeitsarbeit.

Die Zeit fürs Rückspiel ist jetzt, bevor noch mehr Verbotswahnsinn uns Anglern endgültig die Lust raubt und uns in die östlichen Nachbarländer abdrängt. Dort ist der Griff zur Rute nämlich nicht verpönt. Genauso wie in Großbritannien, wo man am Sonntag nicht auf den Fußballplatz geht, sondern sich ein Wettfischen anschaut.

Um das Image der Angler aufzupolieren gibt es freilich keine Zentralstelle. Nein, es gibt sogar hunderte! Wir zahlen den Vereinen fette Mitgliedsbeiträge, damit wir uns bei ihnen gut aufgehoben fühlen. Und nicht, dass sie uns noch mehr Verbote auferlegen.

Was denkt ihr darüber? Schreibt mir unter redaktion@fischahoi.at


Foto: Robson Hatsukami Morgan on Unsplash